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Der Bahn auf der Pelle: Mega-Fusion auf dem Fernbusmarkt

Dirk Löhr

Der Fernbusmarkt wird ordentlich umgekrempelt. 2015 startet mit einer Großfusion: Die beiden Unternehmen MeinFernbus und Flixbus wollen sich zusammenschließen.

MeinFernbus hatte im vergangenen Jahr 7,2 Millionen Fahrgäste befördert, FlixBus 3,5 Millionen. Gemessen an den Fahrgastzahlen dürften sie damit etwa die Hälfte des Fernbusmarktes abdecken. Diese werden für 2014 auf etwa 20 Millionen Fahrgäste geschätzt. Der Markt wächst seit seiner Freigabe Anfang 2013 stark.

 

Wettbewerb auf dem Fernbusmarkt durch die Fusion gefährdet?

Die beiden größten Anbieter wollen ihre Streckennetze in den nächsten Monaten flächendeckend verbinden. Ziel ist u.a. ein europaweites Fernbusliniennetz (o.V. / SpiegelOnline 2015). Auch kleine Margen in einem hoch kompetitiven Markt können sich, wenn sie flächendeckend verdient werden, zu erklecklichen Gewinnen aufsummieren. Man strebt also eine Art „Netzeffekt“ ähnlich wie Verkaufs- oder Informationsportale im Internet an: Gerade dadurch, dass die besagten Anbieter schon viele Kunden auf sich ziehen und dadurch ihr Netz ausweiten können, werden sie für die Kunden noch attraktiver. Zumindest vorläufig. Denn auf die Dauer stellt sich die Frage, ob nicht der Wettbewerb gefährdet wird. Gerade kleinere Fernbusanbieter – die sich die besagten „Netzeffekte“ nicht zunutze machen können – sind nämlich immer weniger in der Lage, mitzuhalten. So meldete DeinBus.de im November letzten Jahres Insolvenz an. Selbst der ADAC hat sich aus dem Markt zurückgezogen und ist nicht mehr am ehemaligen Gemeinschaftsunternehmen ADAC Postbus beteiligt (o.V. / SZ 2015).

Das Bundeskartellamt kann und will die geplante Fusion aber nicht stoppen. Auf dem als „relevant“ angesehenen Markt ist der Anteil der fusionierten Unternehmen nämlich noch zu klein. Verglichen mit Flugzeug, Auto und Bahn deckt der Bus nur einen relativ schmalen Teil des Fernverkehrsmarktes ab (allein die Bahn hatte 2013 in ihren ICE-, IC- und EC-Zügen 131 Millionen Fahrgäste; o.V. / Handelsblatt 2015). Für die Sichtweise des Kartellamtes spricht, dass die Fusion einen ernsthaften Wettbewerber der Bahn weiter stärkt und damit den Wettbewerb auf dem Fernverkehrsmarkt anheizt. Das Motto lautet anscheinend „Workable Competition“, also lieber ein scharfer Wettbewerb zwischen wenigen Großen als die „Schlafmützenkonkurrenz“ zwischen vielen Kleinen. Darüber, ob diese Konzeption v.a. mit Blick auf die Entwicklung eines starken mittelständischen Rückgrats der Wirtschaft Ziel führend ist, kann man freilich trefflich streiten.

 

Fairer Wettbewerb zwischen Bahn und Fernbussen?

Generell ist eine Verlagerung des Verkehrs weg vom Auto hin zu Bus und Bahn auch ökologisch vernünftig – ein weiterer Grund, den Erfolg der Fernbusse zu begrüßen. Andererseits: Wird die Bahn dabei aber kaputtgemacht, ist dies nicht „im Sinne des Erfinders“. Insbesondere im Gefolge des Streiks der Lokführergewerkschaft stiegen im vergangenen Jahr massiv Fernverkehrskunden von der Bahn auf Fernbusse um. Aber auch ohne Lokführerstreik macht es durchaus einen Unterschied, wenn man ein Fernbusticket für nur 15-20 Prozent eines Bahntickets im Fernverkehr erwerben kann. So wird die Bahn – und dabei nicht nur die Deutsche Bahn AG – derzeit von den Fernbussen massiv ausgebremst. So ist der private Fernzug InterConnex von Leipzig über Berlin nach Rostock am Ende. Genauso ergeht es dem Eurocity von Hamburg über Berlin nach Breslau. Und auch die Nachtzüge der Bahn von Berlin nach Paris, Kopenhagen und Amsterdam werden demnächst Vergangenheit sein (rbb/Klartext 2014). Die Diskussion um den ungleichen Wettbewerb macht sich derzeit v.a. an der Maut fest (Brönstrup 2014). Die Bahn zahlt Trassenpreise und an jeder Station, wo sie anhält, Stationsgebühren. Fernbusse zahlen hingegen kaum etwas für die Nutzung der Straßen und der sonstigen Infrastruktur: Nur an den zentralen Omnibusbahnhöfen in größeren Städten werden Gebühren entrichtet.

Kann der drohende Niedergang der Bahn also durch eine Maut für Fernbusse gestoppt werden? Einerseits wäre dies ein vernünftiger Schritt, um Kosten verursachungsgemäß anzulasten. Andererseits dürften bei einer Fernbus-Maut die Preise um lediglich rund 20 Prozent steigen. Wenn aus einem Fernbus-Ticket von 19 Euro dann 25 Euro würden, würde dies wohl kaum einen Kunden vom Umstieg auf den Fernbus abhalten (rbb/Klartext 2014) – so zumindest die gängigen Rechenexempel. Diese sind allerdings mit Vorsicht zu genießen:

Um wirklich fairen Wettbewerb herzustellen, kommt es letztlich auf die Ausgestaltung der Maut an. Eine Fernbus-Maut sollte nämlich gerade nicht zur Beteiligung an der Finanzierung und Instandhaltung der Straßen und der Omnibusbahnhöfe dienen. Analoges gilt für die Bahn: Die Trassenentgelte sollten ebensowenig zur Finanzierung der Infrastruktur verwendet werden. (Fernbus-) Maut und Trassenentgelte sollten vielmehr die Ballungskosten abbilden: Nur zu den Tageszeiten und auf den Strecken, bei denen es (egal ob auf der Autobahn oder dem Schienennetz) eng wird, sollte die Gebühr entsprechend hoch ausfallen.

 

Alternativen zur Infrastrukturfinanzierung

Für die Finanzierung der Infrastrukturkosten gibt es hingegen einen wesentlich eleganteren Weg, den wir in diesem Blog immer wieder propagiert haben: Die Finanzierung über die Bodenrente. Busterminals und Bahnhöfe tragen nämlich dazu bei, Bodenerträge zu erhöhen. Die Finanzierung der Infrastruktur (Straße, Schiene, Busterminals) findet derzeit aus öffentlichen Mitteln oder durch die (Bahn-) Kunden statt – die dadurch erhöhten Bodenerträge werden in unserer Republik jedoch privat eingesackt. Das George-Hotelling-Vickrey-Theorem (siehe z.B. Arnott / Stiglitz 1979) beschreibt, dass allein aus der Bodenrente die gesamten Fixkosten der öffentlichen Einrichtungen abgedeckt werden könnten, wenn man diese nicht privatisiert, sondern den öffentlichen Haushalten zuführt.

Dies ist keine wilde Phantasie, wie das Beispiel Hong Kong zeigt. Dort wurde die MTR Aktiengesellschaft 1975 als Betreibergesellschaft der Bahn eingerichtet. Ursprünglich war die Regierung zu 77 % beteiligt (in 2000 wurde die Gesellschaft privatisiert, was hier nicht als vorbildlich dargestellt werden soll). Das Entscheidende aber war jedoch: Die MTR fungierte gleichzeitig als Immobiliengesellschaft. Neu angelegte Bahntrassen führen zu einer Steigerung der Bodenerträge und Bodenwerte. Da die Gesellschaft sich vorher in den Besitz der betroffenen Areale gebracht hatte, brachten die erhöhten Mieten und Pachten genügend Geld ein, um die Netzinfrastruktur zu finanzieren. Erstaunlich: Obwohl die Gesellschaft durchaus nach kommerziellen Prinzipien agierte, konnten die Ticketpreise ab 1997 für viele Jahre eingefroren werden – dennoch wurden Gewinne erzielt (Harrison 2006).

Würden der Netzbetrieb der Bahn und die kommunalen Eigentümer der Busterminals sich das Prinzip der „sich selbst finanzierenden Infrastruktur“ (Harrison 2006) zu Nutze machen, beschränkten sich die Ticketpreise – egal ob von Bahn oder Bus – auf die sog. Grenzkosten des Betriebs: Die Kosten des Benzins, des Busfahrers, des Lokomotivführers, der Abschreibungen sowie der an die Kunden weitergereichten Ballungskosten (auf hochfrequentierten Strecken und zu Stoßzeiten). Dies sind die Kosten, die der Fahrgast durch seine Nachfrage unmittelbar ausgelöst hat – diese sind ihm verursachungsgerecht anzulasten. Und: Allein dadurch, dass die fixen Kosten der Bahninfrastruktur aus den Ticketpreisen heraus fallen, dürfte sich die Wettbewerbsfähigkeit der Bahn wesentlich besser darstellen als heutzutage.

Zwar wäre die Bahn mit den dann machbaren „BahnCard 50-Preisen“ immer noch gegenüber den Fernbussen kostenmäßig im Hintertreffen – allerdings kommt man dann in einen Bereich, wo die Geschwindigkeitsvorteile der Bahn gegenüber dem Fernbus als Argument wiegen.

Auf die beschriebene Weise könnten Fernbus und Bahn wirklich zu fairen Konditionen (nämlich den Grenzkosten des Betriebs) konkurrieren. Beide könnten allerdings nur dann den motorisierten Individualverkehr ausstechen, wenn dieser ebenfalls wenigstens näherungsweise mit den Kosten belastet würde, die er in seiner augenblicklichen Form verursacht.

 

Mehr Information:

Arnott, R. J. / Stiglitz, J. E. (1979): Aggregate Land Rents, Expenditure on Public Goods, and Optimal City Size, in: Quarterly Journal of Economics, Vol. 93, Nr. 4, S. 471-500.

Brönstrup, C. (2014): Maut soll auch für Fernbusse gelten, in: Tagesspiegel vom 04.04. Online: http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/politik-will-gleiches-recht-fuer-alle-maut-soll-auch-fuer-fernbusse-gelten/9720362.html

Harrison, F. (2006): Wheels of Fortune, Self-funding Infrastructure and the Free Market Case for a Land Tax, The Institute of Economic Affairs, London 2006, S. 87-94.

o.V./Handelsblatt (2015): Riesenfusion im deutschen Fernbusmarkt, in: Handelsblatt vom 7.1. Online: http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/meinfernbus-und-flixbus-riesenfusion-im-deutschen-fernbusmarkt/11195306.html

o.V. / SZ (2015): MeinFernbus und FlixBus schließen sich zusammen, in: Sueddeutsche.de vom 7.1. Online: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/fusion-auf-fernbusmarkt-mein-fernbus-und-flixbus-schliessen-sich-zusammen-1.2293261

rbb/Klartext (2014): Keine Maut für Fernbusse – ungleicher Wettbewerb zwischen Bus und Bahn, Sendung vom 15.10., 22:15 (rbb). Online-Text: http://www.rbb-online.de/klartext/archiv/20141015_2215/keine-maut-fuer-fernbusse-ungleicher-wettbewerb-zwischen-bus-und-bahn.html

o.V./SpiegelOnline (2015): FlixBus und MeinFernbus: Großfusion auf deutschem Fernbusmarkt, in: SpiegelOnline vom 7.1. Online: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/flixbus-und-meinfernbus-fusionieren-a-1011637.html

 

Bahn kriegt mehr Staatsknete

Dirk Löhr

Nein, diesmal geht es nicht um den Lokführerstreik – hier war das Unternehmen Zukunft ausnahmsweise unschuldig. Dennoch es geht um gute alte – abwesende – Bekannte: Sicherheit und Pünktlichkeit. Denn besser wettet man hierzulande auf ein Pferd als auf einen pünktlichen Zug. Ein wesentlicher Grund hierfür ist die verfallene Infrastruktur, das heruntergekommene Netz. Der Investitionsrückstau dürfte schon ca. 30 Mrd. Euro betragen. 1300 der insgesamt 25.000 Eisenbahnbrücken in Deutschland sind sanierungsbedürftig (o.V. 2014).

Eisenbahnbrücke in Werdohl (Foto: Frank Vincentz)
Eisenbahnbrücke in Werdohl (Foto: Frank Vincentz)

In verschiedenen Beiträgen (z.B. “Gewinne und Renten: Die deutsche Bahn auf dem Abstellgleis“) haben wir Gründe hierfür genannt. So wird in Deutschland wird die Wartung des Netzes durch die DB AG (2/3 der netzbezogenen Ausgaben) finanziert, (Re-) Investitionen (Ersatzbeschaffungen und Netzerweiterungen) durch den Staat (1/3 der netzbezogenen Ausgaben; vgl. DB Mobility Networks Logistics 2014). Dies gibt der DB AG einen Anreiz, die Instandsetzung und Wartung zu minimieren und auf Verschleiß zu fahren – für den Ersatz des verschlissenen Netzes kommt ja der Steuerzahler auf.

Natürlich war die Eisenbahn schon vor der formellen Privatisierung chronisch unterfinanziert. Eine solche chronische Unterfinanzierung der Infrastruktur ist aber nicht alternativlos. Das Beispiel Hong Kong zeigt auf, wie es gehen könnte. Dort wurde 1975 die MTR Aktiengesellschaft eingerichtet. Interessant ist ihr wirtschaftliches Konzept: Die MTR fungierte nämlich nicht nur als Bahn-, sondern gleichzeitig auch als Immobiliengesellschaft. Neu angelegte Bahntrassen führen zu einer Steigerung der Bodenerträge und Bodenwerte. Da die Gesellschaft sich vorher in den Besitz der betroffenen Areale gebracht hatte, brachten die erhöhten Mieten und Pachten genügend Geld ein, um die Netzinfrastruktur zu finanzieren. Erstaunlich: Obwohl die Gesellschaft durchaus nach kommerziellen Prinzipien agierte und Gewinne machte, konnten die Ticketpreise ab 1997 für viele Jahre eingefroren werden (Harrison 2006). Das Zauberwort heißt „sich selbst finanzierende Infrastruktur“ – die MTR wandte nämlich das Henry George-Prinzip auf betriebswirtschaftlicher Ebene an. Dieses besagt, dass unter bestimmten Umständen sämtliche staatlichen Ausgaben aus den Bodenrenten finanziert werden können. Dies gilt insbesondere für die Infrastruktur, durch die umgekehrt die Bodenrenten (und Bodenwerte) erst generiert werden. Das Henry George-Theorem wurde u.a. durch Arnott / Stiglitz (1979) und Atkinson / Stiglitz (1987) formalisiert.

Das Henry George-Prinzip ist verallgemeinerbar. Es funktioniert nicht nur für den Nahverkehr, sondern auch für den Fern- und Güterverkehr: Eine bessere Schieneninfrastruktur lässt Ortschaften zusammenrücken. Wird z.B. aufgrund einer Schienenanbindung ein Eifeldorf de facto zu einem Vorort (in der Funktion einer Wohnstadt) der Metropole Köln, so steigen im Eifeldorf die Bodenwerte an. Werden zwei Großstädte miteinander verbunden, sparen beide Transportkosten ein – die Interaktionsdichte, das arbeitsteilige Zusammenwirken wird intensiver. Es ergibt für Berlin und Frankfurt einen Unterschied, ob es eine Bahnverbindung zwischen den beiden Städten gibt oder nicht. Die aufgrund der Verkehrsverbindung entstehenden Produktivitätszuwächse schlagen sich aber auch in höheren Bodenrenten und Bodenwerten nieder. Es gilt „nur“, diese Erträge konsequent abzuschöpfen.

Ein weiteres Standbein der Finanzierung sollte die verursachungsgerechte Anlastung von Ballungskosten (die zugleich externe Kosten sind) sein (Vickrey 1948). Genau genommen setzt das  Henry George-Prinzip diese Anlastung sogar voraus. Wer zu Stoßzeiten und auf hoch frequentierten Strecken fährt, soll mehr bezahlen, weil er seine Zeitgenossen einschränkt. Insoweit war die Absicht des 2002 und 2003 eingeführten und gescheiterten „Preis- und Erlösmanagementsystems“ nicht verkehrt. Es wurde allerdings unter ungeeigneten Umständen sowie in unzulänglicher Weise umgesetzt. Es orientierte sich am Luftverkehr und ignorierte – bei oftmals höheren Preisen – insbesondere einen entscheidenden Aspekt: Die höhere Flexibilität des Hauptkonkurrenten Auto. Anstatt die eigene Flexibilität weiter einzuschränken, wäre eine Anlastung der Grenzballungskosten über Auktionen ideal: Bestimmte Fahrtstrecken werden dabei vom Netzbetreiber ausgeschrieben (Knieps 2002). Handelt es sich um hoch frequentierte Strecken und um Stoßzeiten, so zahlen die Eisenbahnbetreiber eine höhere Gebühr, die sie auch an die Kunden weitergeben. Dies verlangt allerdings wiederum die Trennung zwischen Netz und Betrieb sowie Wettbewerb unter den Betreibern.

Die Finanzierung über ein verallgemeinertes Henry George-Prinzip und der verursachungsgerechten Anlastung von externen Kosten entspricht auch den von Joseph E. Stiglitz (2014) propagierten Finanzierungsprinzipien für „Public Goods“. Folgte man diesen Prinzipien, ließen sich die Ticketpreise auf die sog. „Grenzkosten“ des Betriebes der Bahnen beschränken. Mit Zugtickets, die die heutigen BahnCard 50-Preise in den Schatten stellen, könnte Verkehr auf die Schiene gelenkt und diese gegenüber dem Straßenverkehr wettbewerbsfähig gemacht werden. Hiermit könnte auch die notwendige Verkehrswende auf den Weg gebracht werden.

Dies alles lässt sich freilich nicht stemmen, wenn man die Privatisierung öffentlich geschaffener Werte weiterhin als eine heilige Kuh behandelt. Für die Bahn sind die Folgen der Privatisierung der Bodenrente u.a. höhere, weil die Fixkosten der Infrastruktur umfassende Fahrpreise. Diese stiegen in den letzten zehn Jahren um mehr als 30 % (Bahn für alle 2012) – was viele potenzielle Fahrgäste vom Umstieg auf die Schiene abhält. Doch selbst die erhöhten Fahrpreise vermögen nicht die Kosten der Infrastruktur zu decken – deswegen wird noch der Steuerzahler zur Finanzierung herangezogen (und dessen privat geschaffene Werte über die Steuern sozialisiert).

Nun soll die Bahn nach Angaben von Spiegel Online vom 16.10.2014 eine Milliarde zusätzlich aus Steuermitteln zur Verfügung gestellt bekommen (o.V. 2014). Im Gegenzug möchte der Bund strenger die Verwendung der Mittel kontrollieren. Kurzfristig richtig – wenn das aber alles gewesen sein soll, ist dies nichts als Flickschusterei.

Eine tragkräftige Bahnreform benötigt mehr. Sie sollte auf folgenden Säulen ruhen:

  • Netz und Betrieb sind zu trennen. Das Schienennetz gehört in öffentliche Hand. Es ist ohne Gewinnerzielungsabsicht zu betreiben. Kein Eisenbahnunternehmen darf bevorzugt oder diskriminiert werden.
  • Der Betrieb kann durch private Eisenbahnunternehmen im Wettbewerb stattfinden.
  • Das Angebot an Mobilitätsleistungen sollte zu Grenzkosten erfolgen.
  • Dies kann geschehen, wenn die Finanzierung der (Netz-) Infrastruktur aus abgeschöpften Bodenrenten sowie angelasteten Ballungskosten geleistet wird.

Vielleicht kommt das ja eines schönen Tages bei der Politik an. Man soll die Hoffnung ja nie aufgeben …

 

Literatur

Arnott, R. J. / Stiglitz, J. E. (1979): Aggregate Land Rents, Expenditure on Public Goods, and Optimal City Size, Quarterly Journal of Economics, Vol. 93 No. 4, S. 471-500.

Atkinson, A. B. / Stiglitz, J. E. (1987): Lectures on Public Economics. McGraw-Hill Book Co., London.

Bahn für alle (2012): Die wahre Bilanz der Deutschen Bahn – oder: Was Rüdiger Grube lieber verschweigt. Alternativer Geschäftsbericht der Deutschen Bahn AG 2011, Berlin.

DB Mobility Networks Logistics (2014): Die Finanzierung der Eisenbahn des Bundes, position paper, Berlin.

Harrison, F. (2006): Wheels of Fortune, Self-funding Infrastructure and the Free Market Case for a Land Tax, The Institute of Economic Affairs, London.

Knieps, G. (2002): Knappheitsprobleme in Netzen: Was leistet die Ökonomie? Schriftenreihe der Deutschen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft: Knappe Netzkapazitäten – Probleme und Lösungsstrategien in offenen Verkehrs- und Versorgungsnetzen, Reihe B, B 252, S. 7-22.

o.V. (2014): Marode Infrastruktur: Bahn erhält eine Milliarde Euro mehr fürs Schienennetz, in: Spiegel Online vom 16.10. Online: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/deutsche-bahn-kriegt-eine-milliarde-euro-mehr-fuers-schienennetz-a-997432.html

Stiglitz, J. E. (2014): Reforming Taxation to Promote Growth and Equity, White Paper, Roosevelt Institute, 28. Mai, online: http://rooseveltinstitute.org/sites/all/files/Stiglitz_Reforming_Taxation_White_Paper_Roosevelt_Institute.pdf

Vickrey, W. (1948): Some Objections to Marginal-Cost Pricing, in: The Journal of Political Economy 56, Nr. 3, S. 218-238.

 

ARD: Deutsche Bahn-Check

Dirk Löhr

Die Deutsche Bahn AG: Unpünktlich, teuer, schmutzig, langsam, unzuverlässig. Der ARD-Bericht

“Deutsche Bahn-Check” (8.9.2014, 20.15 in der ARD)
(bitte klicken)

bringt es auf den Punkt.

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Leider bleiben die Hintergründe im Dunkeln, die viel mit der fehlgeleiteten Bahnreform und der unzulänglichen Finanzierung der Netzinfrastruktur zu tun haben. Ausbaden können das alles die Kunden, aber auch das Personal der Deutsche Bahn AG.

Siehe hierzu auch u.a. unsere Blogbeiträge:

Gewinne und Renten: Die Deutsche Bahn auf dem Abstellgleis

Fahrpreiserhöhungen der Deutsche Bahn AG: Alle Jahre wieder

German Railway Company: A Failed Privatization

Plusminus: Schienennetz verrottet

German Railway Company: A Failed Privatization

Dirk Löhr

The Deutsche Bahn AG – a brief outline of the German privatization story

Privatization is still quite hip. Even the Chinese government has plans to privatize the railways. Thus, maybe it is interesting to look on the German experiences, also for foreign observers. Native speakers may apologize my D-English.

The government of the former chancellor Helmut Kohl started the privatization of the German railways in 1994.

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This happened under the impact of the British wave of privatization, which was driven by the governments of Margaret Thatcher and John Major (Engartner 2009). In a first step, the German railways have been transformed from an administrative body into a private stock company (Deutsche Bahn AG, in brief: “DB AG”). However, for the moment the German government kept the property at the shares – to this day. However, according to the plan, at a later time the shares of the DB AG should be sold out to private investors. Originally, the shares of an integrated corporation should be sold, which includes the railway track as well as the operations. Within the privatization, also the short range traffic (Nahverkehr) was reorganized from 1996 on. Licenses were provided mostly by auctions. Thus, private bidders competed with the DB AG.

However, the privatization process ran into difficulties. Originally, the DB AG shares should be offered to the public until 2006.  In autumn 2004 the chairman of the board of the DB AG, Michael Frenzel, announced to think over the schedule for the initial public offering of the DB AG shares. For November 2008, again a capital privatization of the DB AG was scheduled. However, the conception differed from the original one. Now, only the daughter company DB Mobility Logistics, comprising passenger transport and logistics, should be sold out to privates. The infrastructure, however, should be kept in governmental property. Due to the financial crises in 2008, the going public failed.

Although the property at DB AG is still in the hand of the German state, the DB AG is acting quite similar as a privately owned company. The authorities in charge tolerate that behaviour, hoping for a contribution to the national budget – since the governmental budget is chronically underfinanced.

Features of the German model: Efficiency as guiding value

It is enlightening to analyze the privatization of the German railway system in the light of system theory. The guiding value approach (“Leitwerttheorie” – a system theory approach; Bossel 1998) gives indication that every living system has to satisfy a variety of so-called “guiding values” (Leitwerte), such as efficiency, access and provision, safety, flexibility etc. Overemphasizing certain guiding values may weaken the functional capability of systems and finally may lead to a collapse of the system.

Originally, the task of the railway system was the provision of mobility. This means, an important guiding value was “provision”. Before the privatization of the German railways, a well established railway network gave also the rural population access to the railway traffic. Considering the expected changes in mobility patterns (shift from individual to public traffic) the conservation and extension of this track system was supposed to be a prior task. However, complaints were made about a lack of efficiency of the old railway system.

Within the privatization process, the situation was reversed. In order to increase efficiency, the railway track was dismantled of about 8,000 km to now 33,500 km (since 1990; Engartner 2012, p. 41). Whereas Switzerland has more than 50 stations per 1,000 km2, Germany reduced its stations to only 16 per km2 (Neumann 2012, p. 46). The DB AG disregarded the “Golden rule of traffic”, according to which the public traffic supply creates its own demand.

Generally, Germany is stressing high speed trains and high speed long range traffic connections (Fernverkehrsverbindungen) at the expense of a comprehensive maintenance and extension of the track network. Basically, 90 per cent of all railway trips are with passenger short range traffic (less than 50 km). Although, only 10 per cent of all investments into the passenger traffic section are allocated into the short range traffic. However, the focus on high speed and long range traffic makes sense from the company’s standpoint: Substantial competition happens only in short range traffic, not in long range traffic, in which the DB AG in fact has a monopoly. The policy described above is connected with an intended shifts of clients: The DB AG is focusing on business men as first-class-customers with a high willingness to pay, and neglecting the needs of the broad population (Engartner 2012, pp. 45-46).

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Another indicator for the exaggeration of the guiding value “efficiency” and the concurrent negligence of the guiding value “provision” is the vision of being a worldwide leading actor in the mobility and logistics branch. For the acquisition of road hauliers such as Schenker, Hangartner and Joyau, the British rail freight company EWS, the US air- and seafreight specialist Bax Global, the Danish bus company Pan Bus and the British traffic company Arriva, the DB AG has been spent meanwhile some billion Euros. The DB AG is located in more than 150 countries as a provider of transport and logistics service (Engartner 2012, pp. 48-49). Meanwhile 105,000 of the 300,000 employees are working abroad (DB Networks Mobility Logistics 2013).

The strategy described above intends to make the company fit for the intended going public.

The most important sources of profit of the DB AG are the railway net and the short range traffic. Both sectors make only ¼ of the revenues, but contribute 2/3 of the company’s profits. At the same time, both sectors take also high governmental subsidies (around 7 billion for the short range traffic and 4 billion for the track). The investment of this money in globalized activities and long range as well as high speed traffic is criticized as a cross-subsidy, which is an abuse of funds in the eyes of many experts (Kirnich 2013).

Also an analysis of the passenger statistics is casting doubts on the strategy. Although the DB AG calls attention on the increase of passengers in 2012 (in total about 2 billion), the lion’s share of them relates to the subsidized short range traffic. In the long run the passengers in long range traffic even decreased (from 140 million in 1994 to 131 million in 2012).

Features of the German model: The under-funded railway track

In Germany, the network and operations are under the roof of the same mother company DB AG. Such an “integrated railway company” causes a variety of problems:

The first problem is the possibility of blocking competitors. Despite the law requires equal access of private competitors, the compliance to this requirement has been more or less insufficient. Hidden blockades (previously, for instance by means of no transparent pricing) have been a current source of many conflicts in the past.

The second problem is a regulatory one, since the railway track is a so-called natural monopoly. The DB AG knows very well about the strategic importance on the ownership of this monopoly. In 2012 the railway track contributed 40 % to the operating profits, and the price for using the tracks shall be increased even more. As long the DB AG owns operations as well as the track, as a consequence of such a price rise the “left pockets gets what is taken out of the right pocket” (Böll et al. 2013, S. 75). Thus, the DB AG doesn’t lose anything, in contrast to the competing private operators. The possibilities of the regulation authorities to control the abuse of such a natural monopoly are in fact limited. Although railway experts demanded for an independent network company for a long time, an unholy alliance between DB AG- managers, political parties and workers unions defend the status quo so far. However, independent governmental ownership of a natural monopoly is anything but a socialist idea; it was already promoted by classical liberal economists.

The third problem is the current lack of investments in the railway network. Basically, the investments in the railway tracks are too low to guarantee trouble-free operations. In this regard, also the British blueprint is enlightening. After the privatization, between 1996 and 2001 Railtrack paid some 700 million pounds dividends to the private owners. However, after the cow had been milked and the need for high reinvestments was more and more urgent, the call for subsidies came up. The Labour government (under Tony Blair) was forced to intervene, and in the end the network company was in fact re-nationalized. Railtrack changed to Network-Rail. Since 2002 the state spent many billions of pounds in order to compensate the investment backlogs. However, although the ticket price was the highest in whole Europe, the spending gap after eight years of private mismanagement was still some billion pounds.

In Germany, maintenance has to be financed by DB AG (whereas extensions of the net are paid by the state). This is why the company tries to minimize the correspondent expenditures. In contrast to the current maintenance, the reinvestment of outranged tracks is financed by the state.  Thus, at least from the company’s point of view, the excessive wear and tear-strategy of the DB AG makes sense, in order to shift the expenses for the track to the state. Up to now, about ¾ of the investments in railway infrastructure (maintenance and reinvestments) are actually paid by the German state, only ¼ by the DB AG (DB Mobility Networks Logistics 2011, p. 4). However, all this may have serious consequences: In January 2011, two trains crashed in Hordorf (Eastern Germany). Ten people died, more than 23 have been injured heavily (N.N. 2011). The accident could have been avoided easily, if systems for forced braking (Zwangsbremsung) would have been installed in the single-track line (which, in case, would have to be funded by DB AG). Nonetheless, Germany continues to follow the poor British example. Also in UK, the net network was falling into decline during the privatization era, due to a lack of investments. One of the worst accidents happened in Hatfield at Oktober, 17, in 2000 on the heavily frequented track from London to Leeds. Four people have been killed and 70 heavily injured (Engartner 2009, p. 84).

Less severe, but annoying are the current delays. Actually, in Germany it is safer to take a bet on a horse than on a punctual train. Most delays are caused by low speed lanes (Langsamfahrstrecken), due to backlog in maintenance. Again Germany follows the poor British example. Before the British railway networks was renationalized, daily newspapers such as “Daily Mirror” and “Daily Mail” provided article series in order to document the strangest experiences with the “worst railway system in Europe” (Zöttl 2001). Two months after the abovementioned crash by Hatfield (October, 17, 2000), 55 % of the 18.000 passenger trains have been delayed (Engartner 2009, p. 84). Railtrack was forced to change 1,286 track sections into low speed lanes and to close many tracks.

In Germany, this misery could be seen best at the situation of the track control centers (Stellwerke). The network company (DB Netz) reduced their employers from 51,918 (2002) to 35,249 (2012). At the same time, the digitalization of control centers came into delay – also due to the high costs. During the last eight years the company invested 1.8 billion Euro in new electronic switch towers, which cover only some 1/3 of the track. The consequences are bottlenecks. The status report for the track mentions a plus of delays and cancellations of 4.5 %, caused by problems with the control centers (Böll et al. 2013, p. 76). However, this is an understatement, since the DB AG created its own definition of being “on time” (e.g. a train with a delay less than 6 minutes is “on time”, Tagesschau.de 2011).

The latest culmination happened in September 2013, when Mainz (the capital of the state of Rhineland-Palatinate), was almost completely decoupled from the railway net for nearly two weeks, due to acute staff shortages. Since the public opinion was outraged, a CEO of DB Netz was fired. Nonetheless, the problem is less the poor management, but the good compliance of managers to the political guidelines.

Of course, the funding of the railway infrastructure was a problem also before the privatization of the German railway; there was a current under-funding.

Is there really no alternative in funding the railway infrastructure and to overcome the chronic underfunding? The example of Hong Kong shows the direction. In Hong Kong, the MTR corporation was established in 1975 to construct and operate a mass transit railway. Originally, the government of Hong Kong was a 77 per cent owner (in 2000, the company was privatized). The MTR was also a big player in the Hong Kong real estate market, capturing the land rents and incremental values, which have been created by the MTR-infrastructure. Although the company was acting according to commercial principles, the ticket prices have been frozen for many years, since 1997 (Harrison 2006, p. 87-94).

The example of Hong Kong is a practical application of what is called the “Henry George Theorem”. The basic idea is that land yields (land rents) and land value increased, when infrastructure is set up. The Henry George Theorem was formalized by Arnott / Stiglitz (1979) and Atkinson / Stiglitz (1987). According to the Henry George Theorem, the whole public good (including railway infrastructure) could be financed by land rents and the incremental value. This holds not only for short range traffic, but also for long range traffic. Using the land rents as funds, the whole infrastructure could be self-funded. The subsequent figure shows the main features of the Henry George Theorem in a simplified version.

National income
Composition   Distribution
Private goods and services <=> Wages (labour)
Interests (capital)
Public goods and services <=> Rents (land in a broad sense)

 
If land rents were used in order to finance the infrastructure, the price of the tickets could be oriented at the marginal costs of operation (this is the costs for the operation of the trains). This would be the way of choice to provide access for the broad public to mobility. At the same time, it would be an important step into a sustainable traffic system, in which transport of passengers and goods are shifted from the road to the railway. Due to resource scarcity and environmental problems, the contemporary excessive individual traffic cannot be sustained in future – neither in Western nor in Eastern countries.

In Germany, so far the political decision is not to touch the land rents. Most of the land rents and increments of land values are pocketed by private land owners. Thus, the land rents don’t serve for financing the public goods and services. Instead, the lion’s share of the investments is funded by the tax payer (and, in case of the railways, by the users). In the actual discussion about the overdue reform of the property tax this issue was not touched at all by the so-called experts and interest groups, which are involved in the process. Thus, since the burden on the tax payer is already excessive in Germany, the further decline of the railway infrastructure is foreseeable. This can also not been compensated by higher ticket prices. During the last ten years, the ticket prices increased already by more than 30 % – thus the goal of shifting more traffic to the railways is determined to fail (Bahn für alle 2012, p. 85).

Lessons learned

The German example provides a blueprint of wrong-headed policies. The announced target of the reform – the increase of efficiency – is outpaced and eaten up by the unsuitable framework of privatization. Private operators of trains might be a feasible option, but not the private ownership and operation of the network. Policy shouldn’t forget the target of provision of access to mobility at affordable prices for the people. A state owned network, which is funded by land rents, is an essential for a sustainable traffic policy.

 

Literature

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Ronald Pofalla: Schwungvoll durch die Drehtür der Korruption

Dirk Löhr

Ab Anfang kommenden Jahres wird der ehemalige Kanzleramtsminister Ronald Pofalla Generalbevollmächtigter der Deutschen Bahn für politische und internationale Beziehungen. Pofalla wird die eigens für ihn geschaffene Abteilung Wirtschaft, Politik und Regulierung der Bahn leiten. Hierbei wird er für die internationalen Beziehungen zuständig, ein Schwerpunkt sei die EU in Brüssel. Auf gut deutsch: Es geht um Lobbying (ein netter Anglizismus für die außerdemokratische Einflussnahme durch mächtige Sonderinteressen). Das – obwohl noch in Staatshand – seit der Bahnreform erwerbswirtschaftlich agierende Unternehmen Deutsche Bahn AG möchte über Pofalla die Gesetzgebung auf europäischer Ebene beeinflussen. Pofalla berichtet direkt an Bahn-Chef Rüdiger Grube. Später soll er in den Vorstand der Deutschen Bahn aufrücken – Pofalla, ein Mann, der anscheinend alles kann.

Nicht alle sind glücklich hiermit. Anton Hofreiter, Fraktionschef der Grünen im Bundestag, sprach Klartext: Es geht um eine “nachgelagerte Belohnung für Entscheidungen, die er als Kanzleramtsminister getroffen hat”. Weniger verschwurbelt könnte man dies auch als Korruption bezeichnen. So habe Pofalla als Kanzleramtsminister beim vierten EU-Eisenbahnpaket die Schaffung von mehr Transparenz mit verhindert. Beim Eisenbahn-Regulierungsgesetz habe er sich einer stärkeren Kontrolle der Bahn in den Weg gestellt. Schließlich habe er auch eine ganze Reihe weiterer Einzelentscheidungen zugunsten der DB-AG, zum Teil des Vorstands, getroffen.

Um es klar zu stellen: Es ist nicht nur Ronald Pofalla. Die Sache hat System. Durch dieselben Revolving Doors sind Joschka Fischer, Gerhard Schröder, Wolfgang Clement, Günter Verheugen, Roland Koch etc. etc. gegangen – als Dank dafür, dass sie eine Politik von „Eliten“ für „Eliten“ und gegen ihre Wähler gemacht haben. Offiziell heißt dieses System „Demokratie“ – in diesem Blog bezeichnen wir es weniger griffig als „Rent Seeking“ und „State Capture“.