Dirk Löhr (Kommentar)
Deutschland hat seine heiligen Kühe. Hierzu zählt Gott Fußball. Nein, ich möchte nicht so weit gehen, zur Häresie aufzurufen. Aber die Initiative von Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD), dass die Fußballvereine sich an den Kosten der Polizeieinsätze beteiligen, war mehr als überfällig. Der Profi-Fußball (und nur um den geht es hier) ist eine Profit-Veranstaltung. Vereine, teilweise sogar in der Rechtsform der Aktiengesellschaft organisiert, verdienen viel Geld hiermit. Für die Risikoprävention wird von ihnen hingegen wenig getan. Für die Risiken, die von ihren gewaltbereiten Fans ausgehen, wird die Öffentlichkeit zuständig erklärt. Die Polizei muss mittlerweile bis zu einem Drittel ihrer Kapazitäten für die Bewachung von Fußballspielen “investieren” (oder verschwenden?). Den Nutzen haben also die einen, die Kosten tragen die anderen. Die schlecht organisierten Gruppen, mit ihren Steuergeldern – darunter ich, zum Beispiel.
Mäurer bewies mit seinem Vorstoß Mut – was bei Politikern selten ist. Prompt wurde er von der vereinigten Fußball-Mafia unter Druck gesetzt (u.a. Drohung der Verlegung von Länderspielen weg aus Bremen). Seine Länderkollegen zeigten hier weniger Rückgrat. Das Gegenmodell von Nordrhein-Westfalens Innenminister Jäger, Polizei aus den Fußballstadien je nach Risikoeinschätzung abzuziehen, ist erbärmlich. Hooligans werden diese Lücke erkennen und nutzen. Die Polizisten werden ihre Knochen hierfür hinhalten müssen – und wieder werden damit Kosten auf Dritte abgeladen.
Ich mag Fußball, aber ich mag nicht veräppelt werden. Ich möchte mit meinen Steuergeldern nicht dafür einstehen, dass FC Bayern & Co. dicke Kasse machen. Provoziere ich mutwillig einen Brand, bekomme ich von der Feuerwehr einen Kostenbescheid ins Haus geschickt. Richtig so. Auch kein Politiker kommt hier auf die Idee, dies zur Sache der öffentlichen Sicherheit und Ordnung zu erklären. Die Sache liegt beim Profi-Fußball aber nicht anders. Faktisch werden von den Profi-Fußballclubs Sonderleistungen der Öffentlichen Hand für private Zwecke in Anspruch genommen, die weit über das Übliche hinausgehen. Wer ein Risiko in die Welt setzt, soll auch hierfür haften. Dies sollte zumindest in der Welt des Kommerzes dienen, und der Profi-Fußball zählt eindeutig hierzu.
Diejenigen, die meinen, die Profitveranstaltungen der Profi-Fußballclubs seien subventionsbedürftig, mögen diesen bitte freiwillige Zuwendungen aus ihren eigenen Schatullen zukommen lassen. Lasst mich aber bitte für den Gewinn und den Spass anderer Leute nicht bezahlen.