Dirk Löhr
Unbezahlbare Mieten und Immobilenpreise in den Zentren, Schleuderpreise und verkäufliche Häuser in der Peripherie:
Der Beitrag “Immobilienmarkt – Von wegen ‘Betongold'” in Plusminus (ARD) vom 30.7. illustriert die Problematik, die sich hieraus für Anleger und Sparer ergibt:
Für dasselbe Haus in zahlt man in München das 5 bis 6-fache wie im Hunsrück. Dies ist allerdings nicht teureren Baumaterialien oder um das sechsfache höheren Bauarbeiterlöhnen in München geschuldet, sondern dem Standort: In München entstehen hohe Bodenrenten, die abdiskontiert für die hohen Immobilienwerte verantwortlich sind (dies ist übrigens auch der Grund, warum eine effektive und effiziente Wohnungspolitik am vorgelagerten Bodenmarkt ansetzen muss – s. den Blogbeitrag “Nachgefragt und nachgehakt: Wohnraumsituation in den Großstädten“).
Hingegen wird die Peripherie abgewürgt. Wir haben immer wieder in diesem Blog gezeigt, dass diese Verzerrung der raumwirtschaftlichen Kräfte nicht zuletzt ein Ergebnis der Steuer- und Abgabenbelastung ist: Das “Grenzland”, auf dem die wirtschaftlichen Betätigungen noch gerade die Kosten decken, verschiebt sich infolge einer höheren Steuer- und Abgabenbelastung nach innen (s. beispielsweise den Blogbeitrag “Internationale Umweltpolitik in der Sackgasse?“) – die peripheren Räume fallen über die Klippe der Wirtschaftlichkeit.
Der Plusminus-Beitrag zweifelt denn auch die derzeitige Sinnhaftigkeit von Kapitalanlagen in Immobilien für den “Normalanleger” zu Recht an. In den Zentren ist einerseits mittlerweile eine Blase entstanden, die zu platzen droht. Auf der anderen Seite sind Investitionen in Immobilien der Peripherie der beste Weg, um sein Geld zu verbrennen. Wie von uns immer wieder dargestellt, ist für diese Verwerfungen der Bodenmarkt ursächlich verantwortlich. Und in Boden kann man nicht sparen. Sparen bedeutet nämlich realwirtschaftlich, dass heute Werte geschaffen werden, die man morgen wieder verbraucht. Boden wird nicht geschaffen. Er nimmt physisch nicht zu. Allenfalls kann der Wert des existierenden Bodens aufgeblasen werden. Und ein Stich in die Blase kann diese wieder zum Verschwinden bringen. Auf der Blase zu surfen, kann daher wohl dem “Normalanleger” und “Sparer” wirklich nicht empfohlen werden.