Einkommensverteilung: Bodenlose Geisterdiskussion

Dirk Löhr

Seit Jahren sinken die Kapitalmarktzinsen beständig ab:

Jahr Kapitalmarkt-zinsen
1991 8,51
1996 6,22
2001 4,80
2006 3,76
2014 1,16

Quelle: Statista

Auf die Verteilung des Volkseinkommens hat sich dies wie folgt niedergeschlagen, wenn man von den drei Faktoren Arbeit, Boden und Kapital ausgeht:

Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

Das Bild muss nicht kommentiert werden. Die Entgelte der Faktoren Kapital und Boden werden von der offiziellen Statistik jedoch zusammen mit den – überwiegend arbeitsbezogenen – Selbstständigeneinkommen und Risikoprämien leider in einen Topf geworfen (“Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen”). Dabei wird kräftig umgerührt.  Insoweit folgt man einer neoklassischen Tradition der Vernebelung, die nicht zwischen dem unvermehrbaren Land (incl. den Naturgütern) und den von Menschen gemachten Kapitalgütern unterscheidet.

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Bei den Vermögenseinkünften sieht das Bild noch drastischer aus. Die säkular steigenden Bodenrenten gehen auch in die Unternehmensgewinne mit ein, und werden mit dem immer tieferen Zinssatz diskontiert. Dies führt zu einer immensen Vermögensumverteilung.

Eigentlich könnte man ja auf den Gedanken kommen, dass die Rolle der Bodenrenten endlich einmal intensiver in Deutschland diskutiert werden sollte. Weit gefehlt, die Diskussion ist und bleibt “bodenlos”. Das schließt die sog. “alternative Szene” ein, die insoweit erstaunlich “gemainstreamt” ist. Unter den oben dargestellten Prämissen sind periodisch wieder aufflammenden die Diskussionen um die Einkommens- und Vermögensverteilung leider nur Geisterdiskussionen.

3 thoughts on “Einkommensverteilung: Bodenlose Geisterdiskussion”

  1. Hallo Prof. Löhr,
    dass die Bodenrenten so hoch sind, hätte ich nicht gedacht. Sie gaben mir mal eine Zahl von jährlich 100 Mrd. Euro. Diese Zahl galt, glaub ich, nur für Aktienunternehmen, deren Bilanzen Sie analysierten.
    Es würde mich freuen, wenn Sie mal meinen Artikel kommentieren könnten: http://friedensblick.de/17541/mit-welcher-wirtschaftstheorie-kann-die-ungleiche-vermoegensverteilung-ueberwunden-werden/
    Viele Grüße
    Georg Lehle

    1. Hallo, die Zahlen waren eine Schätzung, die sich auf die Vergangenheit bezog. Mit neueren Daten konnte ich das in etwa bestätigen. Die Anteile am Volkseinkommen, die das Kapital aufgrund der sinkenden Zinssätze verlor, hat nicht der Faktor Arbeit, sondern der Faktor Boden gewonnen. Daher auch die Probleme mit dem bezahlbaren Wohnraum in den Städten. Beste Grüße, D. Löhr

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