Aus der Tagungsankündigung:
EZB-Präsident Draghi kündigte kürzlich an, dass die EZB bis zum September 2016 Staats- und Unternehmensanleihen mit Wert von 1,1 Billionen Euro kaufen werde. Angesichts von Inflationsraten weit unter der angestrebten Zielgröße der EZB will er damit die drohende Gefahr eines Umkippens in eine Deflation bannen. Die zur Verfügung gestellte Liquidität soll die Inflationsrate und die Inflationserwartungen nach oben bringen und dadurch nicht nur die Konjunktur in Europa stimulieren, sondern auch der EZB negative Leitzinsen ermöglichen.
Die Diskussion um Negativzinsen ist in der Fachwelt neu. Noch vor wenigen Jahren hätte man sie für absurd gehalten. Doch nun wird nicht nur gefordert, die Notenbanken müssten die Möglichkeit zu real negativen Leitzinsen erhalten, sondern es werden auch – vorerst auf die Einlagen der Geschäftsbanken bei den Notenbanken, inzwischen aber auch auf große, liquide Guthaben von privaten Haltern bei Geschäftsbanken – negative Nominalzinsen tatsächlich erhoben. Damit bewegt man sich in die Richtung dessen, was die Geldreformer seit über 100 Jahren fordern: eine spürbare Belastung der liquiden Mittel – und damit auf das Ziel, die kurzfristigen Zinsen deutlich in den Minusbereich zu drücken und den mittel- und langfristigen Zinsen die Möglichkeit zu geben, sich bei einem Gleichgewichtsniveau von durchschnittlich Null einzupendeln. Der große britische Ökonom John Maynard Keynes erwartete schon vor 80 Jahren einen „wirtschaftspolitischen Gezeitenwechsel“, bei dem die Renditen von Geld- und Realkapital einmal langfristig gegen Null gehen werden.
Solche Vorstellungen gehen bereits auf die Ursprünge der jüdisch-christlich-muslimischen Religionen zurück. Parallel zum Aufstieg des modernen Kapitalismus wurden sie im Westen weitgehend verdrängt, während sie in der arabischen Welt in Gestalt des „Islamic Banking“ noch präsent sind und auch praktiziert werden. Was also liegt näher in Zeiten, in denen der Westen und der islamische Kulturkreis in tragischer Weise auseinander driften, als eine Brücke zu bauen und die Mündener Gespräche für einen Dialog zu nutzen, der die Überlieferung der islamischen Zinskritik mit den geld- und zinskritischen Ansätzen im westlich-alternativökonomischen Denken verbindet?
Die Tagung findet am 21./22. März in der Reinhardswaldschule bei Kassel statt. Das Programm der Tagung kann hier heruntergeladen werden.
Die Anmeldungsfrist läuft zwar nur bis zum 15. März (ein download hier des Anmeldeformular ist möglich), “Nachzügler” können jedoch nach individueller Absprache berücksichtigt werden (die Tagungsgebühr beträgt insgesamt 25 Euro, für Tagesgäste 15 Euro). Nachzügler melden sich am besten bei
- Werner Onken (onken@sozialoekonomie.info) und mit gleicher Mail (damit die Bearbeitung gesichert ist)
- Dirk Löhr (d.loehr@umwelt-campus.de)